thumb fig 0916. April 1946 – ein dunkler Tag für Agendorf

Um 15 Uhr nachmittags erklangen an diesem Tage die Glocken zum Abschied für über 1300 ungarndeutsche Agendorfer. Verabschiedet von Pfarrer Lásló Pusztai mußten sie diese bittere Reise antreten.

Dieses Tages nun gedachten die Menschen in Agendorf am Samstag, dem 18. April 2015. 69 Jahre ist es her, dass Menschen aus ihrer Heimat vertrieben wurden.

Zu Beginn dieses Festaktes eröffneten Jagdhornbläser mit einer eindrucksvollen Fanfare. Die ungarische und anschließend die Ungarndeutsche Hymne folgten. Nach diesem Akt begrüßte Frau Pfarrerin Eszter Heinrichs die Anwesenden und hielt ein kurzes Gedenken.

Es folgten dann die Rede von Frau Zsuzsanne Pèk, der Bürgermeisterin von Agendorf. Ihre Rede in Kurzfassung kann hier nachgelesen werden. Ihr folgte János Skála, der neue Obmann der Agendorfer Deutschen Selbstverwaltung mit seinen Gedenkworten.

Alexander Várga unbd ein Mädchen, beide aus der Elementarschule Agendorf, trugen ein Gedicht bzw. das „Gebet in der Fremde“ vor. Durch die Festveranstaltung führte Frau Christa Csernus, die auch die Darbietungen des Gesangvereines „Morgenröte“ leitete.

Zum Abschluß gab der Agendorfer Musikverein noch ein kleines Festkonzert.

Ein Gedenktag, still und würdig, zahlreiche Besucher konnten diese bitteren Stunden nachempfinden.

Bei der anschließenden Agape wurden Erinnerungen an frühere Feiern, als noch András Böhm mitten unter uns war, aufgefrischt. 

 

Samstag, 18. April 2015

Ich begrüße alle Anwesenden recht herzlich zu unserer Gedenkfeier anläßlich der Vertreibung. Ganz besonders grüße ich die Familien Pinezits und Hollosi.

Jedes Jahr erinnern wir uns dieses traurigen Ereignisses, von dem nach dem 2. Weltkrieg über 200.000 Ungarndeutsche betroffen waren.

Laut offiziellen Angaben wurden aus Ödenburg 6612, aus dem  umliegenden Kreis 8272 Personen vertrieben. Die Zahl der aus Agendorf Vertriebenen betrug 1400.

In der Ortschronik „Agendorfer Mosaik“ von Andreas Böhm können wir folgendes lesen:

„Im Namen der evangelischen Kirchengemeinde verabschiedete sich László Pusztai, evangelischer Pfarrer, von seinen Brüdern. Neben ihm stand ein amerikanischer Offizier, der Aufsicht hielt. Im Namen der Bevölkerung nahm János Halmosi Abschied.

Auf den Waggons standen folgende Aufschriften:

„Kopf hoch, frisch und munter,

die Deutschen gehen nicht unter“! oder

„Österreich hat uns im Stich gelassen.“

Wir können es uns heute gar nicht vorstellen, welchen Schmerz die Mitglieder der zerrissenen Familien damals spürten. Sowohl die, die gehen mußten, als auch die, die hier blieben.

Jedes Jahr gedenken wir dieses traurigen Ereignisses. Wir müssen darüber reden, denn es macht uns darauf aufmerksam, dass so etwas nicht wieder vorkommen darf.

Solche politischen Entscheidungen der damaligen Mächte dürfen sich nicht wiederholen.

Zum Schluss, aber nicht zuletzt, möchte ich unseren Dank aussprechen. Dieser gilt allen, die im Mutterland den Vertriebenen geholfen haben, aber auch allen, die seit 69 Jahren hier unter uns leben und die hinterlassenen Lücken mit Pflege der Ungarndeutschen Kultur, den Bräuchen und Sitten erfüllen.

Danke für ihre Aufmerksamkeit.

 

                        

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Euer rasender Reporter